Bild
Image by Democracy International of citizens participating in the European Citizens' Panel
Image by Democracy International of citizens participating in the European Citizens' Panel

1,8 Billionen Euro durch die Augen von 150 Europäern

Haftungsausschluss: Dieser Text wurde automatisch übersetzt und kann Ungenauigkeiten enthalten.

Wie würden Sie 1,8 Billionen Euro bereitstellen und die Zukunft Europas in den nächsten sieben Jahren gestalten? Verteidigung? Digitalisierung? Demokratie? Genau das wurden 150 zufällig ausgewählte Bürger gefragt, als sie sich zum jüngsten Europäischen Bürgerpanel (ECP) in Brüssel trafen. Ihre Aufgabe bestand darin, darüber nachzudenken, wie die EU ihren Haushalt ausgeben sollte, um die dringendsten Probleme unserer Zeit anzugehen, vom Klimawandel über das Gesundheitswesen und die Digitalisierung bis hin zur Jugendbeschäftigung. Ich hatte die Gelegenheit, die Diskussionen und den einzigartigen Prozess live vor Ort zu verfolgen. 

 

An drei Wochenenden diskutierten diese Bürger aus allen 27 Mitgliedstaaten gemeinsam darüber, welche Prioritäten die EU in ihrem nächsten Haushalt setzen sollte. Dieser Prozess ermöglichte es ihnen, direkt Einfluss auf wichtige Entscheidungen darüber zu nehmen, wie die EU ihre finanziellen Ressourcen verteilt, und so sicherzustellen, dass der Haushalt von denen gestaltet wird, die ihn am meisten beeinflussen: den Menschen. Die 150 Teilnehmer des Gremiums werden so rekrutiert, dass sie einen breiten Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren, und zwar anhand von sechs Kriterien: Geografie (Stadt/Land), Geschlecht, Alter, Bildung, sozioökonomischer Hintergrund und Einstellungen gegenüber der EU (positiv, negativ oder neutral). Die Panels haben einen starken Jugendanteil, wobei ein Drittel jungen Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren vorbehalten ist. Tatsächlich war der jüngste Teilnehmer 16 Jahre alt, während der älteste 81 Jahre alt war. Dies stellte sicher, dass das Panel wirklich repräsentativ für die europäische Bevölkerung war und ein breites Spektrum an Ansichten und Erfahrungen einfing. 
 
Dies ist nicht das erste Mal, dass sich die EU mit Bürgerversammlungen beschäftigt. Mittlerweile gehören über 1500 Bürger dem besonderen Club der ECP-Alumni an. Das erste und größte umfassende Experiment war die Konferenz zur Zukunft Europas, die 2022 endete und bei der 800 Bürger ausgewählt wurden, die die Vielfalt der EU repräsentieren. Seitdem werden die ECPs von der Europäischen Kommission auf Ad-hoc-Basis abgehalten und koordiniert und sind zu einem festen Bestandteil der europäischen Demokratie und des Bürgerengagements geworden. Neben dem Panel zum Thema Haushalt finden seit 2022 fünf weitere Panels statt: zu Lebensmittelverschwendung, virtuellen Welten, Lernmobilität, Energieeffizienz und der Bekämpfung von Hass in der Gesellschaft. 
 
Die Ergebnisse dieses Haushaltsgremiums, letztendlich eine Reihe von 22 umsetzbaren Empfehlungen, spiegeln das gemeinsame Ziel eines gerechteren, umweltfreundlicheren und integrativeren Europas wider. Zu den Schlüsselbereichen, die sie hervorhoben, gehörten größere Chancen. Die Bürger forderten einen Haushalt, der kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups unterstützt, die ihrer Meinung nach für eine wettbewerbsfähige und umweltfreundliche europäische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind. Sie betonten auch die Bedeutung eines gleichberechtigten Zugangs zur Gesundheitsversorgung, einschließlich psychosozialer Dienste, und grenzüberschreitender Gesundheitsinitiativen, um sicherzustellen, dass alle Bürger Zugang zu der Pflege haben, die sie benötigen. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt lag auf der Jugendbeschäftigung. Die Teilnehmer empfahlen der EU, fairen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen für junge Menschen Priorität einzuräumen und sicherzustellen, dass sie mit angemessener Unterstützung und Chancen in den Arbeitsmarkt eintreten können. Auch die Digitalisierung war in den Empfehlungen ein starkes Argument. Die Bürger schlugen vor, die digitale Souveränität Europas durch Investitionen in Cybersicherheit, KI und digitale Infrastruktur zu stärken und gleichzeitig sicherzustellen, dass digitale Bildung für alle Bürger inklusiv ist. 
 
Aber die vielleicht interessanteste Empfehlung für diejenigen in Demokratiekreisen ist, dass das Gremium die Notwendigkeit einer stärkeren Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen betont hat. Die Bürger forderten mehr Transparenz und Bemühungen, die Kluft zwischen EU-Institutionen und Bürgern zu überbrücken und sicherzustellen, dass die EU ihre Werte und Anliegen wirklich widerspiegelt.  
 
Über die Empfehlungen selbst hinaus habe ich der Methodik des Beratungsprozesses große Aufmerksamkeit geschenkt. Wer mit den Anfängen der ECPs während der Konferenz zur Zukunft Europas vertraut ist, wird feststellen, dass sich an der Beratungsmethodik nicht viel geändert hat. Tatsächlich gab es einige Verbesserungen. Die Arbeitsgruppen von etwa 12 Personen arbeiten nicht mehr isoliert an ihrem zugewiesenen Thema, sondern geben auch Feedback zu 2-3 anderen Arbeitsgruppenthemen. Dies sorgt für ein breiteres Spektrum unterschiedlicher Stimmen und ermöglicht mehr Debatten und Diskussionen über die Ausarbeitung von Empfehlungen. 

Darüber hinaus umfasste die Kontaktaufnahme mit den Bürgern diesmal ausschließlich die Tür-zu-Tür-Methode, die zu positiveren Akzeptanzraten führte – Berichten zufolge 3–10 %. Sie umfassen jetzt auch „Einstellungen gegenüber der EU“ als weiche Kriterien für die Einstellung, damit die Einstellungen der Bürger zur EU die der neuesten Eurobarometer-Umfrage widerspiegeln. 

Ein interessanter Aspekt des Prozesses war die Einbindung eines Wissensausschusses, der während der gesamten Beratungen fachkundige Beratung bot – ein Schlüsselmerkmal, das das Potenzial haben könnte, die Gespräche in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dem Wissensausschuss gehörten neben Akademikern und anderen Experten auch Fachleute aus EU-Institutionen wie der Europäischen Kommission und der Generaldirektion Haushalt an, was Fragen zur Unabhängigkeit der erteilten Beratung aufwarf. Obwohl die Notwendigkeit eines Wissensausschusses unbestritten ist, insbesondere um sicherzustellen, dass die Diskussionen fundiert und auf Fachwissen basieren, gibt es Aspekte, die verbessert werden könnten. In bewährten Verfahren von Bürgerräten wählt typischerweise ein unabhängiger Beirat die Experten aus. Dieser Ansatz gewährleistet Objektivität und minimiert potenzielle Interessenkonflikte. Der Vorteil interner Mitglieder, beispielsweise der Kommission, liegt in ihrer Fähigkeit, wertvolles Feedback zur Durchführbarkeit von Empfehlungen zu geben und Einblicke in die Ideen zu geben, die das größte Potenzial für die Umsetzung haben. Dies sollte jedoch nicht das primäre Ziel eines Bürgerrates sein. Der Kern dieser Versammlungen besteht darin, die Bürger in die Lage zu versetzen, mutige, innovative und transformative Empfehlungen vorzuschlagen und nicht nur das widerzuspiegeln, was bereits als politisch oder administrativ machbar angesehen wird. 

Obwohl der ECP-Prozess sowohl innovativ als auch in seiner Inklusivität äußerst wertvoll ist, wirft er schließlich eine grundlegende demokratische Frage auf: Werden die Empfehlungen der Bürger wirklich Einfluss auf die Haushaltsentscheidungen der EU haben? Die 22 endgültigen Empfehlungen sind letztendlich praktisch, basieren auf den aktuellen EU-Prioritäten und liegen durchaus im Rahmen dessen, was die Kommission und die EU-Institutionen realistisch angehen können. Wenn die EU eine Zukunft aufbauen will, die wirklich demokratisch ist und auf ihre Bürger eingeht, ist es wichtig, dass diese von den Bürgern ausgehenden Empfehlungen nicht nur beratender Natur sind, sondern als Eckpfeiler bei der Gestaltung der Finanzplanung der EU dienen.

Die Kommission wird am 16. Juli 2025 ihren Abschlussbericht zum langfristigen EU-Haushalt vorlegen. Während wir uns dem nächsten EU-Haushalt nähern, der 2028 beginnen wird, ist es wichtiger denn je, dass sich die EU weiterhin für die Stärkung der partizipativen Demokratie einsetzt. Obwohl das ECP ein vielversprechender Schritt nach vorn ist, wird seine wahre Wirkung nur dann zum Tragen kommen, wenn die Stimmen der Bürger weiterhin eine zentrale Rolle bei der Gestaltung nicht nur des EU-Haushalts, sondern auch ihrer umfassenderen Politik und Prioritäten spielen. Wir können nicht über Demokratie diskutieren, ohne auch darüber zu sprechen, wie wir sie finanzieren. Die EU hat die Möglichkeit, weltweit eine Führungsrolle zu übernehmen, indem sie ihrem Wort Taten folgen lässt und dafür sorgt, dass sich unsere Werte und Prioritäten in sinnvollen Investitionen für die Zukunft Europas widerspiegeln.

Mit Blick auf die Zukunft wird sich das nächste Panel im Herbst mit dem Thema Generationengerechtigkeit befassen, einem weiteren wichtigen Thema, das sich auf die künftige politische Strategie der EU auswirken wird. Es wird faszinierend sein zu sehen, wie Bürger über Generationen hinweg zu den Herausforderungen und Chancen einer alternden Bevölkerung, Jugendarbeitslosigkeit sowie wirtschaftlicher und sozialer Gerechtigkeit Stellung beziehen.